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Namasté

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Freitag, 21. Mai 2010

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Die Kunst ein Schüler zu sein

Als Junnaid, einer der großen Sufi-Meister, im Sterben lag, trat sein engster Schüler zu ihm und fragte: „Meister, du verlässt uns. Eine Frage hat uns immer beschäftigt, doch fehlte uns der Mut, sie dir zu stellen. Wer war dein Meister? Deine Schüler haben sich dies immer wieder gefragt, da wir dich nie über deinen Meister haben reden hören.“

Junnaid schlug die Augen auf und antwortete: „Es fällt mir schwer, auf diese Frage zu antworten, denn ich habe von fast jedem gelernt. Die gesamte Existenz war mein Lehrer. Von jedem Ereignis in meinem Leben habe ich etwas gelernt. Und deshalb bin ich für alles, was geschehen ist, dankbar, weil ich ohne diese Erfahrungen nicht erleuchtet worden wäre.“

Und Junnaid fuhr fort: „Doch um eure Neugier zu befriedigen, will ich euch drei Beispiele geben. Hier das Erste: Eines Tages war ich sehr durstig und ging mit meiner Bettelschale in der Hand – meinem einzigen Besitz – zum Fluss. Als ich ankam, eilte ein Hund herbei, sprang ins Wasser und begann zu trinken.

Ich beobachtete ihn eine Weile und warf dann meine Bettelschale fort – denn sie war unnütz. Ein Hund kommt ohne sie aus. Also sprang auch ich ins Wasser und trank, bis mein Durst gestillt war. Auch mein Körper kühlte sich ab, denn ich war ja ins Wasser gesprungen. Und so saß ich einen Augenblick im Fluss, dankte dem Hund und berührte ehrfurchtsvoll seine Pfoten, da er mich etwas gelehrt hatte.

Obwohl ich mich jeglichen Besitzes entledigt hatte, empfand ich eine gewisse Verhaftung an meine Bettelschale. Es war eine schöne Schale, mit wunderbaren Schnitzereien und mir war immer bewusst, dass sie eines Tages gestohlen werden könnte. Damit sie niemand entwendet, benutzte ich sie nachts sogar als Kopfkissen. Sie war das Letzte, dem ich verhaftet war – und der Hund hat mir geholfen, dies zu überwinden. Es war so deutlich: Wenn selbst ein Hund ohne Bettelschale auskommt und ich ein Mensch bin, warum kann nicht auch ich ohne sie auskommen? Der Hund war einer meiner Lehrer.

Das zweite Beispiel: Ich verlief mich einmal im Wald. Als ich endlich ein Dorf erreichte, war es bereits Nacht. Alles schlief bereits. Ich lief durch das ganze Dorf auf der Suche nach jemandem, der mir für diese Nacht ein Dach über dem Kopf geben könnte. Schließlich fand ich einen Mann. Ich fragte ihn: ´Es scheint, als seien nur noch zwei Menschen wach, du und ich. Kannst du mich heute Nacht beherbergen?`

Der Mann antwortete: ´Ich sehe an Deinem Gewand, dass du ein Sufi-Mönch bist...`

Das Wort Sufi kommt von suf und bedeutet Wolle, wollenes Gewand. Die Sufis tragen dieses Gewand seit Jahrhunderten; und werden seinetwegen Sufis genannt. Der Mann sagte: ´Ich sehe, dass du ein Sufi bist und deshalb ist es mir ein bisschen peinlich, dich in mein Haus einzuladen. Ich würde dich sehr gerne beherbergen, aber zuerst sollst du wissen, wer ich bin. Ich bin ein Dieb – möchtest du der Gast eines Diebes sein?`“

Junnaid zögerte einen Moment. Der Dieb sagte: „Schau, es war besser, es dir zu sagen. Du scheinst zu zögern. Der Dieb ist willens, aber der Mystiker ziert sich, das Haus eines Diebes zu betreten. Ganz so, als sei der Mystiker schwächer als der Dieb. Eigentlich sollte ich Angst vor dir haben – du könntest mich verändern, mein ganzes Leben umkrempeln! Dich einzuladen, bedeutet, mich einer Gefahr auszusetzen, aber ich habe keine Angst. Du bist willkommen. Komm mit in mein Haus. Iss, trink, schlaf und bleibe, solange du willst. Denn ich lebe allein und verdiene genug für zwei. Außerdem freue ich mich darauf, mit dir über große Dinge zu reden. Doch du scheinst zu zögern.“

Junnaid wurde bewusst, wie recht der Dieb hatte. Er bat um Verzeihung, berührte die Füße des Diebes und antwortete: „Ja, ich bin noch nicht sehr tief in meinem eigenen Sein verwurzelt. Du hingegen bist ein starker Mensch und ich würde sehr gerne mit dir kommen und gerne eine Zeit lang bleiben, nicht nur diese eine Nacht. Ich möchte gefestigter werden.“

Der Dieb entgegnete: „Dann komm!“ Er gab dem Sufi zu essen, etwas zu trinken, half ihm dabei, sein Lager zu richten und sagte: „Ich muss jetzt gehen und mich um meine Geschäfte kümmern. Ich komme morgen früh zurück .“ Früh am nächsten Morgen kehrte der Dieb heim. Junnaid fragte ihn: „Warst du erfolgreich?“

Der Dieb antwortete: „Nein, heute nicht, aber vielleicht ja morgen.“

Dies ereignete sich wieder und wieder, 30 Tage lang: Der Dieb machte sich jede Nacht auf den Weg und kehrte jeden Morgen mit leeren Händen zurück. Dennoch war er niemals traurig oder frustriert, kein Anzeichen von Versagen in seinem Gesicht, stattdessen war er immer glücklich und sagte: „Das macht nichts. Ich habe mein Bestes gegeben. Zwar konnte ich heute wieder nichts finden, aber vielleicht gelingt es mir ja morgen. Und wenn Gott es will, passiert es morgen, falls es heute noch nicht sein sollte.“

Nach einem Monat machte sich Junnaid wieder auf den Weg. In den Folgejahren strebte er weiter nach Erleuchtung – vergebens. Doch jedes Mal, wenn er kurz davor war, sein Streben zu beenden, kam ihm wieder der Dieb in den Sinn, sein Lächeln und sein Ausspruch: „Wenn Gott es will, passiert morgen, was heute noch nicht eingetreten ist.“

Junnaid sagte: „Der Dieb war einer meiner wichtigsten Lehrer. Ohne ihn wäre ich nicht, was ich heute bin.“

„Das dritte Beispiel: Eines Tages kam ich in ein Dorf. Ein kleiner Junge trug eine brennende Kerze. Er war offensichtlich auf dem Weg zum Dorftempel, um die brennende Kerze dort über Nacht zu lassen.“

Junnaid fragte den Jungen: „Kannst du mir sagen, woher das Licht deiner Kerze kommt? Du hast die Kerze eigenhändig angezündet, also musst du es gesehen haben. Was ist die Quelle dieses Lichts?“

Der Junge lachte und rief: „Warte!“, und blies vor den Augen Junnaids die Kerze aus. Dann sagte er: „Du hast gesehen, wie die Kerze erloschen ist. Kannst du mir sagen, wohin das Licht verschwunden ist? Wenn du mir diese Frage beantwortest, sage ich Dir, wo das Licht herkam, denn es ist an den gleichen Ort zurückgekehrt.“

Junnaid sagte. „Ich habe viele große Philosophen getroffen, aber niemanden, der eine solch schöne Bemerkung gemacht hätte: Das Licht ist an seinen Ursprung zurückgekehrt. Letztlich kehrt alles zu seinem Ursprung zurück. Außerdem hat mir das Kind meine eigene Ignoranz vor Augen geführt. Ich wollte den Jungen auf den Arm nehmen, aber der Scherz ging auf meine Kosten. Er hat mir bewusst gemacht, dass dumme Fragen zu stellen wie ´Woher kommt das Licht?` von wenig Intelligenz zeugt. Es kommt von nirgendwo her, aus dem Nichts und in das Nirgendwo kehrt es wieder zurück, ins Nichts.

Junnaid sagte: „Ich habe die Füße des Kindes berührt. Es war verblüfft darüber. Es sagte: ´Warum berührst du meine Füße?` Und ich antwortete ihm, ´Du bist mein Meister, du hast mich etwas gelehrt, mir eine wichtige Lektion erteilt und eine große Einsicht ermöglicht.`

„Seitdem“, fuhr Junnaid fort, „habe ich über das Nichts meditiert und bin sehr langsam darin eingetaucht. Und jetzt ist dieser letzte Moment gekommen, in dem die Kerze erlischt und das Licht ausgeht. Und ich weiß, wohin ich jetzt gehe – zurück zu eben dieser Quelle.

Ich erinnere mich voller Dankbarkeit an dieses Kind. Noch immer kann ich es vor mir sehen, wie es die Kerze ausbläst.“