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Namasté

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Montag, 27. September 2010

Letzter Teil des Interviews mit Florinda

ABE: Also bewirken die Bücher mithin eine Veränderung in der Selbstwahrnehmung ihrer Leser.

Florinda Donner: Ja. Es geht uns ja auch grundsätzlich darum, wie wir die Welt wahrnehmen, und um das Zerbrechen jener Parameter der alltäglichen Wahrnehmung, auch in Hinsicht auf die Wahrnehmung des eigenen Selbst. Aber, wir wollen dabei nicht das Ich im Mittelpunkt von allem stehen haben. Wir wollen Zeugen sein. Weil alles in unserer Gesellschaft durch das Ich gefiltert ist, sind wir nicht einmal dazu fähig, auch nur die kleinste Geschichte oder Erinnerung zu erzählen, ohne uns selbst gleich zum Protagonisten, zum Hauptdarsteller zu machen. Und das machen wir immer so. Don Juan war hingegen daran interessiert, die Geschichten und Ereignisse selbst ihren Lauf nehmen zu lassen, sie sich selbst entwickeln zu lassen. Und dann werden sie unendlich viel reicher in jeder Hinsicht, weil sie sich dann selbst öffnen. Betrachte das Zeuge sein als eine Übung, die du in der Alltagswelt praktizieren kannst; sei einmal nicht der Hauptdarsteller. Es ist bemerkenswert, was sich dann alles öffnet.

ABE: Irgendwo in euren Büchern beschreibt ihr, daß der Seher oder der Nagual irgendwann auf seinem langen Pfad eine Periode der Mutlosigkeit, der Niedergeschlagenheit erlebt, in der er oder sie sich sicher ist, daß alles schiefgehen wird, daß so bald gar nichts passieren wird. Und der Grund, warum ich das anspreche, ist, daß ich spüre, daß dieses Gefühl zur Zeit weltweit bestimmend ist und von vielen Leuten geteilt wird. Kannst du dazu etwas sagen?

Florinda Donner: Aber sicher doch. (Sie lacht) Und ich werde diese Depression wohl noch verschlimmern müssen. (Sie beruhigt sich wieder etwas) Nein, das ist schon wahr. Etwas in uns weiß ganz genau, was los ist, und daher erzielen die Lehren von Don Juan auch heute diese Wirkung. Vom Standpunkt der Natur aus ist der primäre Imperativ der Fortbestand der Spezies, und daran sind wir nicht länger interessiert. Wir sind an Evolution, an Entwicklung interessiert, weil Entwicklung ein gleichwertiger, wenn nicht gar der Fortpflanzung übergeordneter Imperativ ist. Und das, weil, wenn wir uns nicht entwickeln, nicht in etwas anderes mutieren, dann werden wir uns wahrhaftig selbst von diesem Planeten entfernen, und ich denke, das wird unwiderruflich sein. Wir haben unsere Ressourcen aufgebraucht, und ich meine, vollständig aufgebraucht. Und ob wir nun 50 oder 100 weitere Jahre haben mögen, ist im Sinne der Zeitrechnung der Erde als Planeten vollkommen belanglos. Es spielt nicht die geringste Rolle. Als Spezies sind wir dem Untergang geweiht. Und in diesem Sinne ist Evolution der einzige Ausweg. Und die Evolution liegt, wie Don Juan betont hat, in den Händen der Frauen, und nicht in denen der Männer.

ABE: Und was mache ich als Mann? Einfach rumsitzen und darauf warten, daß die Frauen die Welt retten?

Florinda Donner: Ja und nein. Der Mann muß ganz allgemein auf seine Macht verzichten, und das wird er nicht tun, zumindest nicht kampflos. Das wird er ganz bestimmt nicht. Ich damit nicht sagen, daß ihr euch hinstellt, auf euren Brustkorb trommelt und sagt: "Ich werde meine Macht nicht abgeben!" Nein, es ist wesentlich heimtückischer als das.

ABE: Erkläre das bitte genauer. Rede einfach weiter.

Florinda Donner: Nun gut, ich denke, das sind Sachen, die sonst nicht ausgesprochen werden. Nimm z.B. diese sensiblen Männer, die an Männergruppen teilgenommen haben, und die versuchen, ihre Spiritualität zu finden. Und in diesem Prozeß kommen sie in völligen Einklang mit ihren Frauen, Partnern, Lebensgefährtinnen - aber nicht wirklich. Da gibt es bestimmte Dinge, die sie nicht abgeben wollen; es ist zu bedrohlich. Auch wenn die ganze Männerbewegung ursprünglich eine echte spirituelle Bewegung war. Aber irgend etwas im Mann fühlt sich bedroht. Es ist die Furcht etwas loszulassen, von dem einige von ihnen ganz genau wissen, daß sie es loslassen müssen, wenn wir als Spezies noch eine Chance haben wollen. Wir wissen ganz genau, daß der Frau Zeit eingeräumt werden muß, und daß ihr auch in der Vergangenheit immer wieder Zeit eingeräumt wurde, um etwas zu entwickeln. Z.B. mußte, um den aufrechten Gang zu gewährleisten, die Vagina ihre Lage verändern, nun, und wer mußte sich anpassen? Der Mann. Der Penis mußte in Folge größer werden. Und jetzt braucht die Frau wieder Zeit. Und der Mann wird ihr diese Zeit einräumen müssen. Er muß der Frau Zeit dazu geben, ihre Gebärmutter auf ihre bislang sekundäre Funktion umzuschalten. Und das kann nicht geschehen, solange der Mann die sexuelle Beziehung zur Frau aufrecht erhält.

ABE: Ist es das, was du sagen willst?

Florinda Donner: Nein. Schau, es müssen einfach genug Frauen Zeit dazu bekommen, daß sich etwas in der Gebärmutter ändert. Sie müssen neue Möglichkeiten entwickeln. Don Juan sagte, unsere Entwicklung ist eine Sache der Absicht. Das besagt, daß auch der Sprung von den Reptilien zu den Vögeln, das Konzept der Flügel, beabsichtigt wurde. Es war ein Akt der Absicht.

ABE: Das ist sehr interessant. Also denkst du, daß derzeit Frauen in aller Welt, Schwesterschaften verschiedener Art, eine neue Zukunft des Menschen beabsichtigen?

Florinda Donner: Sie sind sich dessen nicht bewußt. Einige Frauen hingegen, so denke ich, sind es vollkommen.

ABE: Also bekommt der Mann nun einen Rücksitz im Prozeß der Evolution der Arten zugewiesen.

Florinda Donner: Ganz richtig. Aber es ist kein Rücksitz. Ein solches Wort verknüpft die Angelegenheit wieder mit einer Wertung. Das ist es nicht, um was es geht. Ihr müßt einfach nur Zeit zur Verfügung stellen.

ABE: Wie kann ein Mann das tun? Sage mir, wie das praktisch vor sich gehen kann.

Florinda Donner: Frauen werden immer noch als zweite Klasse Bürger betrachtet. Egal welche Macht wir haben, wir haben immer noch keine wirkliche Macht. Wir entscheiden gar nichts. Und selbst in Gesprächen in kleinen Gruppen ist das der Fall, es ist, als ob man mit dem Kopf gegen eine Stahltür rennt, weil, wer immer entscheidet, wer immer die Macht hat, sie auf keinen Fall abgeben wird. Oder schau dir die politische Ebene an, z.B. Washington oder eure Hauptstadt. Glaubst du, diese Männer da oben würden uns auch nur einen Moment lang zuhören? Keine Chance. Aber irgendwelche Nischen müssen gefunden werden, um etwas Neues zu entwickeln. Ansonsten sind wir zum Untergang verdammt. Und damit meinen wir nicht primär die Vorstellung von der Zerstörung des Planeten und der Umwelt; es ist unsere Spezies, die nicht überleben wird. Die Erde wird ganz sicher überleben. Es mag sein, daß sie in eine Art globalen Winter fällt, aber da wird sie wieder herauskommen. Wir als Art werden hingegen nicht überleben.

ABE: Warum würde eine Frau wohl dein Buch Being-in-Dreaming lesen?

Florinda Donner: Eine sehr interessante Frage, hmm? Nun, wenn nicht aus anderen Gründen, dann denke ich, die Leute die an Castanedas Büchern interessiert waren, könnten auch daran interessiert sein, daß ganze aus der Perspektive einer Frau zu betrachten, die bereits über zwanzig Jahre in dem Bereich Erfahrungen gesammelt hat. Ich gehe die Dinge anders an, sicher wesentlich direkter. Die Hauptsache ist die Wahrnehmung. Sogar unsere menschlichen Körper... der Körper ist wiederum eine Folge der Wahrnehmung. Wir sind darin als Personen gefangen; wir sind in unserer Sprache gefangen. Und genau aus dieser Gefangenschaft wollen sich die Zauberer - durch das Medium der Energie - befreien.


Original: Dimensions, Febr. 1992 - ? Deutsche Übersetzung: Manul, Aug. 1994