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Montag, 20. September 2010

Florinda Donner-Grau

Das Träumen
Ein Interview mit Florinda Donner
von Alexander Blair-Ewart



Florinda Donner ist eine langjährige Kollegin und Traum-Reisegefährtin von Carlos Castaneda, und sie ist die anerkannte Autorin der Bücher Die Lehren der Hexe und Shabono. Ihr jüngstes Buch Im-Träumen-Sein - Eine Initiation in die Welt der Zauberer (Being-in-Dreaming) ist eine autobiographische Schilderung ihrer holprigen, manchmal unfreiwilligen und oft verwirrenden Initiation in die Arbeit der toltekischen Träumer. In den USA bereits Ende 1991 erschienen, wird es hoffentlich auch bald eine deutsche Version dieses Buches geben. Nach unseren Informationen plant der Heyne Verlag - München eine solche Veröffentlichung. Die Anthropologin und Zauberin Florinda Donner lebt in Los Angeles - Kalifornien und in Sonora - Mexiko.

Alexander Blair-Ewart:Du beschreibt zu Anfang deines Buches, wie du in einen lebendigen Mythos hineingezogen wurdest. Kannst du uns mehr über diesen Mythos erzählen?

Florinda Donner: Es ist ein lebender Mythos. Nun gut, der Mythos des Nagual ist zwar ein Mythos wie jeder andere auch, aber er ist ein Mythos der wieder und wieder durchlebt wird. Dazu muß man wissen, daß der Mythos, der für uns maßgeblich ist, vom Nagual handelt, der seinen Trupp von Leuten - Lehrlingen und Zauberern - leitet. Übrigens bin ich gar kein Lehrling von Don Juan gewesen. Ich war Lehrling von Castaneda, der selbst wiederum ein Lehrling von Don Juan war. Und ich bin eine der "Schwestern" der Frauen um Florinda Grau, die mir auch ihren Namen gegeben hat. In diesem Sinne handelt es sich also um einen Mythos, der wirklich existiert. Es hat sie übrigens nie gestört, daß ich sie Hexen nannte. Für sie hatte dieser Begriff keinen negativen Beigeschmack. Aber vom Standpunkt der westlichen Welt aus betrachtet, hat die Vorstellung von einem Brujo oder einer Hexe immer negative Assoziationen im Schlepptau. Das interessierte die Zauberer um Don Juan nicht im geringsten, weil für sie die abstrakte Qualität der Zauberei von vornherein jede positive oder negative Assoziation mit diesen Begriffen ausschloß. Auf einer gewissen Ebene sind wir alle Affen, aber wir haben da noch diese andere, magische Seite. Und in diesem Sinne leben wir einen Mythos.

ABE: Mithin besagt der Mythos des Nagual aber doch auch, daß es eine ununterbrochene Linie der Tradition gibt, die sich ausgehend von den vorzeitlichen Tolteken bis in die heutige Zeit fortsetzt. Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob ich dich nicht irgendwie dazu bewegen kann, mir etwas über das grundlegende Schema des Mythos zu verraten.

Florinda Donner: Nun, da gibt es kein grundlegendes Schema. Das ist auch der Grund dafür, warum diese ganze Angelegenheit so verwirrend und schwierig ist. Als ich anfangs mit diesen Leuten zu tun hatte, ging mein ganzes Streben - oder besser gesagt meine ganze "Verwirrung", wie ich es später nannte - in die Richtung, daß ich von ihnen Regeln und Bestimmungen darüber erfahren wollte, was zum Teufel ich eigentlich zu tun hatte. Aber da gab es keine Regeln. Es gibt keine Blaupausen. Und das, weil jede neue Gruppe ihren eigenen Weg finden muß, die Idee vom Durchbrechen der Wahrnehmungsbarrieren auf ihre Weise zu handhaben. Die Grundvoraussetzung für das Durchbrechen der Barrieren unserer Wahrnehmung ist nach Don Juan, daß man genügend Energie dazu haben muß. Aber all unsere Energie ist bereits in der Alltagswelt im Einsatz, um die Idee des Selbst - was wir sind, was wir darstellen wollen und wie andere Menschen uns wahrnehmen - aufrecht zu erhalten. Und da, wie Don Juan zu sagen pflegte, bereits 90% unserer Energie in diesem Tun gebunden ist, kann einfach nichts Neues zu uns kommen. Uns stehen keine Alternativen offen, weil wir, egal wie selbstlos bzw. "egolos" wir sind, oder vorgeben zu sein, oder wie gerne wir glauben würden, daß wir es sind, es letztendlich doch nicht sind. Selbst sogenannte "erleuchtete" Menschen, oder die Gurus, die ich getroffen habe, machen da keine Ausnahme. Es hat eine Zeit gegeben, da ist Carlos mit mir zusammen um die Welt gereist, um möglichst viele verschiedene Gurus zu treffen, und wir haben festgestellt, daß das Ego solcher Leute meist geradezu gigantisch in der Hinsicht war, wie sie von der Welt wahrgenommen werden wollten. Und das ist laut Don Juan genau das, was uns umbringt. Nichts ist uns dann mehr offen.

ABE: Also kümmert sich ein echter Nagual oder Seher nicht darum, wie die Welt ihn oder sie wahrnimmt - oder tun sie das doch?

Florinda Donner: Nein, das tun sie nicht. Aber sie müssen immer noch darum kämpfen. Castaneda kämpft damit immerhin schon über 30 Jahre. Und ich bin jetzt bereits über 20 Jahre lang damit beschäftigt, und kämpfe immer noch. Es ist einfach kein Ende in Sicht.

ABE: Ist das die wahre Natur der Schlacht, in der ihr kämpft? Ich benutze diesen Ausdruck, weil ihr die Sprache der Krieger sprecht. Was ist die wahre Natur der Schlacht. Was bekämpft ihr?

Florinda Donner: Das Selbst. Das Selbst. Es ist eigentlich noch nicht einmal das Selbst, das wir bekämpfen; es ist unsere Vorstellung vom Selbst. Denn wenn wir wirklich das Selbst unter der Oberfläche erreichen würden, müßten wir feststellen, daß wir in Wirklichkeit keine Ahnung haben, was es ist. Und es ist tatsächlich möglich, diese Idee, diese bombastische Vorstellung, die wir von unserem Selbst haben, einzuschränken. Es spielt dabei übrigens keine Rolle, ob diese übersteigerte Selbstvorstellung positiver oder negativer Natur ist. Die Energie, die eingesetzt wird, um diese Vorstellung aufrecht zu erhalten, ist in jedem Fall die gleiche.

ABE: Also liegt in eurer Tradition ein wesentlicher Schwerpunkt darauf, das zu überwinden, was ihr die eigene Wichtigkeit nennt.

Florinda Donner: Die eigene Wichtigkeit, ganz genau. Sie ist der Hauptfeind im Kampf aller Krieger. Und es geht dabei letztendlich darum, den inneren Dialog abzustellen. Denn selbst wenn wir uns irgendwo an einem einsamen Ort isolieren, sprechen wir doch immer noch ständig mit uns selbst. Dieser innere Dialog hört niemals auf. Und was macht er, der innere Dialog? Er rechtfertigt sich andauernd selbst, egal womit. Wir spielen Situationen und Ereignisse nach, fragen uns, was wir hätten sagen oder tun können, was wir fühlen oder nicht fühlen. Und die Betonung liegt dabei ständig auf "ich". Wir rasseln ständig dieses Mantra runter - "ich..., mein..., mich..." -, entweder laut ausgesprochen oder eben in Gedanken.

ABE: Also tut sich eine Öffnung auf, wenn...

Florinda Donner: ...wenn dieser innere Dialog verstummt. Ganz automatisch. Wir müssen garnichts tun, um das zu erreichen. Und das ist auch einer der wesentlichen Gründe, warum Leute Castanedas Arbeiten als Fiktion zurückweisen: weil es zu einfach ist. Aber gerade diese schiere Einfachheit macht es für uns zur härtesten Aufgabe, die wir zu bewältigen haben. Inklusive mir selbst sind wir etwa sechs Leute in unserer Welt, die alle das selbe Streben teilen. Und die Schwierigkeit, mit der wir alle zu kämpfen haben, ist, den inneren Dialog vollständig zum Verstummen zu bringen. Es funktioniert vorzüglich, solange wir uns nicht bedroht fühlen. Aber wenn bestimmte Knöpfe gedrückt werden, dann zeigt sich immer wieder, wie tief unsere Reaktionen bereits in uns verwurzelt sind, und wie leicht es ist, unsere Reaktionen einfach wieder auf Autopilot zu schalten. Und laut Don Juan gibt es nur eine Übung großen Maßstabes, die als Gegenmittel hierzu dienen kann - die Rekapitulation. Die Grundidee dabei ist es, sein ganzes Leben von Grund auf zu rekapitulieren und mithin wiederzuerleben. Und damit ist keine psychologische Rekapitulation gemeint. Worum es letztlich geht, ist, daß du mit Hilfe der Rekapitulation all die Energie zurückholen willst, die du im Laufe deines Lebens in all den Interaktionen mit anderen Menschen verloren hast. Dabei beginnst du selbstverständlich mit dem gegenwärtigen Augenblick und gehst rückwärts in die Zeit. Und wenn du eine wirklich gründliche Rekapitulation abgelegt hast, dann wirst du feststellen, daß du im Alter von drei oder vier Jahren bereits all deine Reaktionsmuster erlernt hattest. Später werden wir gebildeter und können diese natürlich besser verstecken, aber die Grundmuster all unserer Interaktionen mit der Welt und unseren Mitmenschen sind bereits unumstößlich und fest etablierte Bestandteile unseres Lebens geworden.

(fortsetzung folgt!)