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Sonntag, 12. September 2010

Das Feuer von Innen --- Der Adler

Die alten Seher sahen, dass es der Adler ist, der Bewusstsein verleiht. Der Adler schafft alle lebenden Wesen, auf dass sie leben und ihr Bewusstsein bereichern, das er ihnen zusammen mit dem Leben schenkt. Sie sahen auch, dass es der Adler ist, der eben dieses bereicherte Bewusstsein verschlingt, da er die Lebewesen zwingt, es im Augenblick ihres Todes aufzugeben.

„Aber was für eine Kraft ist denn der Adler?“ fragte ich.
„Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll. Der Adler ist für die Seher etwas so reales, wie Schwerkraft und Zeit es für dich sind – genauso abstrakt und unvorstellbar.“
„Warte mal, Don Juan. Dies sind abstrakte Begriffe, aber sie beziehen sich doch auf reale Phänomene, die verifiziert werden können. Ganze Wissenschaften befassen sich mit nichts anderem.“
„Der Adler und seine Emanationen sind ebenso verifizierbar. Und genau damit befasst sich die Wissenschaft der neuen Seher.“
Ich bat ihn, mich aufzuklären, was denn die Emanationen des Adlers wären.
Die Emanationen des Adlers, sagte er, seien ein unwandelbares Ding an sich, das alles Existierende einbegreife, das Erkennbare, wie das Unerkennbare.
„Was die Emanationen des Adlers wirklich sind, kann man nicht mit Worten beschreiben“, fuhr Don Juan fort. „Ein Seher muss sie erleben.“

„Würdest du sagen, Don Juan, dass der Adler der Ursprung der Emanationen ist?“
„Selbstverständlich ist der Adler der Ursprung der Emanationen.“
„Ich meine, ob er sichtbar der Ursprung ist.“
„Nichts am Adler ist sichtbar. Der ganze Körper eines Sehers spürt den Adler. Es gibt etwas in uns allen, das uns befähigt, ihn mit unserem ganzen Körper zu erleben. Die Seher haben eine einfache Erklärung für das ‚Sehen’ des Adlers: Weil der Mensch aus den Emanationen des Adlers besteht, braucht der Mensch nur auf seine eigenen Elemente zu achten. Das Problem entsteht erst durch das Bewusstsein des Menschen; sein Bewusstsein verstrickt und verwirrt sich. Im entscheidenden Augenblick, wenn es einfach darum geht, dass die Emanationen sich bemerkbar machen, fühlt sich das Bewusstsein des Menschen gezwungen, diesen Vorgang zu interpretieren. Das Ergebnis ist ein Bild des Adlers und der Emanationen des Adlers. Was es dort draußen gibt, ist etwas, das kein Lebender begreifen kann.“

„Sie nur, was gewisse Seher uns angetan haben. Da sitzen wir und kleben an ihrer Vision eines Adlers, der uns regiert und uns im Augenblick unseres Todes verschlingt.“
An dieser Vorstellung, sagte Don Juan, sei etwas eindeutig Nachlässiges. Er persönlich könne keinen Gefallen finden an der Vorstellung, dass irgendetwas uns am Ende verschlinge. Wenn es nach ihm ginge, meinte er, sollte man zutreffender sagen, dass da eine Kraft sei, die unser Bewusstsein anzieht, ähnlich wie ein Magnet Eisenspäne anzieht. Im Augenblick des Sterbens löse unser Sein sich dann auf in der Anziehung einer unendlichen Kraft.
Dass dieser Vorgang als ein uns verschlingender Adler interpretiert werden konnte, fand er grotesk, denn es mache aus diesem unbeschreiblichen Akt etwas so Alltägliches, wie das Gefressenwerden.

Die Emanationen des Adlers zu ‚sehen’, so meinte Don Juan, bedeute im Grunde, die Katastrophe heraufbeschwören. Die neuen Seher hätten gar bald die damit verbundenen, ungeheuren Schwierigkeiten entdeckt, und erst nach großer Bedrängnis und vielen Versuchen, das Unbekannte zu kartographieren und es von dem Unerkennbaren zu scheiden, hätten sie erkannt, dass alles, was ist, aus den Emanationen des Adlers besteht. Ein kleiner Teil dieser Emanationen sei dem menschlichen Bewusstsein zugänglich, und auch dieser kleine Teil werde durch die Zwänge unseres Alltagslebens auf einen winzigen Bruchteil weiterverringert. Dieser winzige Bruchteil der Emanationen des Adlers sei das Bekannte; der kleine Teil, der überhaupt dem menschlichen Bewusstsein zugänglich sei, sei das Unbekannte, und der unermessliche Rest sei das Unerkennbare.
Und weiter erzählte er, dass die neuen Seher, in ihrer praktischen Gesinnung, alsbald der unwiderstehlichen Macht der Emanationen gewahrten. Sie erkannten, dass alle Lebewesen mit den Emanationen des Adlers arbeiten müssen, ohne zu wissen, was sie eigentlich sind. Sie erkannten auch, dass die Organismen darauf eingerichtet sind, ein bestimmtes Spektrum dieser Emanationen zu erfassen und dass jeder Spezies ein bestimmtes Spektrum von Emanationen zukommt. Die Emanationen üben einen starken Druck auf die Organismen aus, und mittels dieses Drucks bauen die Organismen ihre wahrnehmbare Welt auf.
„Wir als Menschen“, sagte Don Juan, „arbeiten mit diesen Emanationen und interpretieren sie als Realität. Doch was der Mensch empfindet, ist ein so kleiner Teil der Emanationen des Adlers, dass es lächerlich wäre, sich groß auf unsere Wahrnehmung zu verlassen, und doch ist es uns nicht möglich, unsere Wahrnehmung zu ignorieren. Dies mussten die neuen Seher auf die Art lernen – und unter dem Risiko unabsehbarer Gefahren.“

„Wie nutzt der Mensch die Emanationen, Don Juan?“
„Es ist so einfach, dass es idiotisch klingt. Für einen Seher sind die Menschen leuchtende Wesen. Unsere Leuchtkraft besteht aus jenem Teil der Emanationen des Adlers, der in unseren eiförmigen Kokon eingeschlossen ist. Dieser kleine Teil, diese Handvoll eingeschlossener Emanationen ist das, was uns zu Menschen macht.
Wahrnehmen heißt, die im inneren des Kokons enthaltenen Emanationen in Übereinstimmung zu bringen mit jenen außerhalb.
Die Seher können zum Beispiel die Emanationen im Inneren des Kokon ‚sehen’ und erkennen, welche der äußeren Emanationen mit ihnen übereinstimmen.“
„Sind die Emanationen so etwas wie Lichtstrahlen?“ fragte ich.
„Nein. Gar nicht. Das wäre zu einfach. Sie sind etwas Unbeschreibliches. Und doch würde ich sagen, sie sind so etwas wie Lichtfäden. Was dem Normal-Bewusstsein unbegreiflich ist, ist die Tatsache, dass diese Fäden bewusst sind. Ich kann dir nicht sagen, was dies bedeutet, weil ich das, wovon ich rede, nicht mit Sicherheit weiß. Mit meiner persönlichen Auffassung kann ich dir nur drei Dinge sagen: Die Fäden sind sich ihrer selbst bewusst, lebendig und vibrierend. Es sind so viele, dass Zahlenangaben sinnlos wären. Und jeder einzelne ist für sich selbst eine Ewigkeit.“

(aus „Das Feuer von innen“)
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