...aus rechtlichen Gründen!

Alles im Bog ist nur für den persönlichen, unkommerziellen Gebrauch bestimmt!
Das "Tagebuch" wurde u.a. mit den Kartensets von www.osho.com durchlebt!

namasté ---> mach Dir doch zur Entspannung den PLAYER an!

namasté ---> mach Dir doch zur Entspannung den PLAYER an!
Namasté

Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 22. September 2010

Interview mit Florinda Donner von Alexander Blair-Ewart (Fortsetzung)

ABE: Ich möchte jetzt noch einmal auf den Mythos zurückkommen. Dort wird der einzelne Seher und auch der Nagual von der Vorsehung, dem Unbekannten, dem Unsagbaren ausgewählt.

Florinda Donner: Ausgewählt ist das richtige Wort. Carlos ist im energetischen Sinne "angeschlossen" worden. Aber unsere energetische Konfiguration ist nicht die gleiche, wie in Don Juans Trupp; und das liegt daran, daß manche Menschen im energetischen Sinne grundsätzlich verschieden sind. Carlos ist ein sogenannter dreizackiger Nagual, während Don Juan ein vierzackiger Nagual war.

ABE: Aber was ist es, was sie letztendlich zum Nagual, zum Anführer macht?

Florinda Donner: Vor allem die Tatsache, daß sie über mehr Energie verfügen als der Rest der Gruppe. Seltsam ist allerdings etwas anderes: warum zum Teufel sind immer wieder Männer die Naguals? Wir haben zwar auch Nagual-Frauen in unserer Linie, aber die Männer hatten immer das größere Energiepotential, zumindest diejenigen, die bislang ausgewählt wurden. Das macht sie jedoch noch lange nicht zu etwas Besserem als dem Rest der Gruppe. In Don Juans Welt gab es Leute, die unendlich viel spiritueller, besser vorbereitet und kenntnisreicher waren als er selbst, aber das machte keinen Unterschied. Es geht letztendlich nicht darum, daß der Nagual besser oder schlechter in irgendwelchen Eigenschaften oder Fähigkeiten ist. Es geht nur darum, daß er die spezielle Energie hat, die ihn zum Anführer macht.

ABE: Aber er kann diese Energie doch auch auf andere Leute übertragen, um ihnen einen energetischen Anstoß zu geben.

Florinda Donner: Wir zapfen diese Energie an, ja. Aber es ist nicht so, daß du diese Energie im wörtlichen Sinne bekommst. Die Energie des Nagual dient ihm und uns unter anderem dazu, nicht dem zu verfallen, was immer uns die Welt auch anbieten mag. Ein Beispiel, um das zu verdeutlichen: während der langen Zeit, die ich mit Castaneda verbracht habe, sind ihm unglaubliche weltliche Reichtümer und Vorzüge angeboten worden. Aber er ist nie von seinem Weg abgewichen. Ich persönlich könnte nicht guten Gewissens behaupten, daß ich, wenn ich für so viele Jahre in seiner Position gewesen wäre, so makellos und standhaft geblieben wäre. Ich fühle mich verpflichtet, das hier auf diese Weise öffentlich anzuerkennen, weil der Versuch bestimmte Dinge zu verbergen, das Schlimmste ist, was wir überhaupt tun können. Und ich fühle mich ebenso verpflichtet, Castanedas Makellosigkeit zu bezeugen; ich will damit sagen, es sind ihm unbeschreibliche weltliche Güter angeboten worden, die er jedoch immer abgelehnt hat. Und dazu braucht man Energie. Das ist der Punkt, an dem die Energie ins Spiel kommt, und der Punkt, an dem man den Nagual als Führer der Gruppe braucht, um einem zu sagen, wo es lang geht. Wenn in so einer Situation jemand anders in der Position des Nagual wäre, der nicht die entsprechende Energie hat, er würde der Versuchung sicherlich erliegen, und im Sinne seines eigentlichen Strebens scheitern.

ABE: Aber kann denn ein Nagual nicht der Versuchung nur vorläufig oder zeitweilig erliegen, und dann wieder auf seinen wahren Weg zurückkehren?

Florinda Donner: Nein. Da besteht keine Chance.

ABE: Wie kommt das?

Florinda Donner: Um das zu erklären, muß ich wieder auf den Mythos zurückgreifen. Der Vogel der Freiheit fliegt immer nur in einer geraden Linie. Weder hält er für dich an, noch wird er sich umdrehen, um ein zweites Mal an dir vorbeizufliegen. Eine winzige Möglichkeit, die dir bleibt, ist dir selbst zu sagen, daß du dann eben schneller hinter ihm herlaufen mußt, um dein Ziel vielleicht doch noch zu erreichen. Was das alles bedeutet? Es ist natürlich eine Metapher.

ABE: Also arbeitet der Nagual daran, auf verschiedene Weisen die vollständige Entfaltung des Mythos zu gewährleisten.

Florinda Donner: Don Juan hatte mehr Leute, die hinter ihm standen und ihn unterstützten. Energetisch gesehen hatte er eine größere Masse, was ihn dazu befähigte, dich praktisch in eine beliebige Situation hineinzuziehen und dich so ganz nach seinem Gutdünken an einen bestimmten Platz zu befördern. Carlos macht das nicht so. Ganz gleich, mit welchen Leuten er auch arbeitet - zur Zeit sind wir sechs -, für ihn ist alles immer eine Frage der Entscheidung des Einzelnen. Und das ist alles. Unsere Entscheidung ist alles, was zählt, und andere Bedingungen gibt es nicht. Er redet uns weder ins Gewissen, noch bettelt er uns an; und er schreibt uns auch nicht vor, was wir zu tun oder zu lassen haben. Wir müssen selbst wissen, was wir wollen. Er würde nie etwas tun, um uns zu zwingen, auf diesem Weg zu bleiben.

ABE: Unterschiedliche Naguals, unterschiedliche Vorgehensweisen. Das leuchtet ein. Ich habe gehört, daß Carlos Castaneda von verschiedenen Leuten als "Nagual der Pirscher" bezeichnet wurde. Ist das tatsächlich so?

Florinda Donner: Ja, schon, aber ich würde sagen... ich weiß nicht. Er ist ein Träumer.

ABE: Richtig, das wird auch irgendwo erwähnt.

Florinda Donner: Ja, und was ist das, diese Idee vom Träumen; diese Idee, gleichzeitig zu träumen und doch vollkommen wach und bewußt zu sein? Es ist ein anderer Zustand des Bewußtseins. Und du bist dabei nicht etwa ausgeflippt oder auf irgendeinem Trip; nein, du bist vollkommen normal und kohärent, aber irgend etwas in dir läuft energetisch auf einer ganz anderen Ebene ab.

ABE: Du zielst auf etwas ganz bestimmtes ab.

Florinda Donner: Ja.

ABE: Du zielst darauf ab, daß es darum geht, zu lernen, zwei Welten gleichzeitig zu betrachten.

Florinda Donner: Genau. Und wieder geht es darum, die Wahrnehmungsbarrieren zu durchbrechen, diesmal in Hinsicht auf das, was wir sehen. Was immer wir auch wahrnehmen, und egal was es auch sein mag: die Möglichkeiten unserer Wahrnehmung wurden von der sozialen Ordnung definiert. Und wir haben gelernt, diese Definitionen in konkrete Wahrnehmungen zu übertragen. Auf einer intellektuellen Ebene sind wir durchaus bereit zu akzeptieren, daß die Wahrnehmung ein kulturell definiertes Phänomen ist, aber wir sind nicht bereit, dies auf irgend einer anderen Ebene zu akzeptieren. Aber das ist absurd, weil Wahrnehmung auf anderen Ebenen existiert. Und ich kann aus meinen eigenen Erfahrungen mit den Zauberern heraus - und ich befinde mich ja offensichtlich auch in der Alltagswelt - nur sagen, daß es durchaus möglich ist, zwei Welten gleichzeitig wahrzunehmen und in beiden vollkommen kohärent, in beiden makellos zu sein.
(fortsetzung morgen....)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen